05.09.2022

Walt-Disney-Kreativitätstechnik

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – vor allem auch in seinen Denkweisen! Deshalb kann es bei der Ideenfindung hilfreich sein, auch mal die Perspektive zu wechseln und in neue Rollen zu schlüpfen. Wir von Zauner erklären Ihnen, wie die einfache Kreativitätstechnik "Walt-Disney-Methode" funktioniert und worauf Sie dabei achten sollten.

Auf einem weißen Untergrund liegen verschiedene Planer und Notizbücher der Marke Filofax. Sie sollen die Disney-Kreativitätstechnik symbolisieren. Von links nach rechts: Dunkelblaues Notizbuch mit diversen, bunten, tanzenden Frauen darauf, darunter der Zettel für die Rolle "Träumer", schwarzer Lederplaner mit goldenen Pünktchen, auf dem "Plans" steht, dazu ein Zettel mit der Aufschrift "Realist", ein knallrotes Clipbook, dazu ein Zettel mit dem Wort "Kritiker" und als letztes ein hellgrauer Planer mit dem dazugehörigen Zettel "Moderator". Um die Planer sind diverse, zur Rolle passende Gegenstände verteilt. Alles ist im Raster, sehr grafisch ausgelegt und von oben fotografiert. Foto: Johanna Rundel

Was ist die Walt-Disney-Methode?

Die Walt-Disney-Methode wurde tatsächlich von Walt Disney begründet. Der US-Filmproduzent entwickelte sie, um Denkblockaden zu überwinden. Ihren Durchbruch schaffte die Kreativitätstechnik aber erst später durch Robert Dilts, den Mitbegründer des Neuro-Linguistischen Programmierens (NLP). Der Autor, Berater und Trainer schrieb 1994 in seinem Buch "Strategies of Genius": "...tatsächlich gab es drei Walts: den Träumer, den Realisten und den Spielverderber."

Die Kreativitätstechnik funktioniert wie ein Rollenspiel und kann alleine oder im Team durchgeführt werden. Die Teilnehmenden sollen hierbei ein Problem aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und dabei eine ganz andere Position einnehmen, als sie es normalerweise tun würden. So entstehen überraschende Einsichten und auch das gegenseitige Verständnis verbessert sich.

Auf einem weißen Untergrund liegen verschiedene Planer und Notizbücher der Marke Filofax im Dreieck zueinander. Sie sollen die Disney-Kreativitätstechnik symbolisieren. Links Dunkelblaues Notizbuch mit diversen, bunten, tanzenden Frauen darauf, darunter der Zettel für die Rolle "Träumer". Oben: Schwarzer Lederplaner mit goldenen Pünktchen, auf dem "Plans" steht, dazu ein Zettel mit der Aufschrift "Realist". Rechts ein knallrotes Clipbook, dazu ein Zettel mit dem Wort "Kritiker". Zwischen den Büchern liegen gelbe Karteikarten mit Pfeilen, die auf das nächste Buch zeigen – ein Kreislauf. Foto: Johanna Rundel
Die Walt-Disney-Kreativitätstechnik ist ein Kreislauf und geht so lange, bis der Kritiker überzeugt wurde.

Die Methode eignet sich unter anderem zur Geschäftsideenfindung, Strategieentwicklung, Konflikt- und Problemanalyse, Entscheidungsfindung und für Karriereentwicklung und -planung.

So funktioniert die Walt-Disney-Methode

Formulieren Sie im ersten Schritt eine möglichst konkrete Frage oder Problemstellung. Anschließend beleuchten Sie diese aus unterschiedlichen Perspektiven. Verteilen Sie dafür unter den Teilnehmenden drei verschiedene Rollen: Träumer, Realist und Kritiker. Nach Möglichkeit sollte jeder Teilnehmende jede Rolle einmal einnehmen. So betrachten und beurteilen Sie das Problem besonders umfassend.

Weisen Sie jeder Rolle einen bestimmten Platz im Raum zu, beispielsweise in den Raumecken. Stellen Sie dort pro Teilnehmendem einen Stuhl auf (bei fünf Teilnehmenden also in jeder Ecke fünf Stühle). Die Teilnehmenden durchlaufen dann nacheinander alle Stationen. Der Träumer ist als erstes an der Reihe. Danach ist der Realist am Zug und zum Schluss kommt der Kritiker zu Wort. Die Rollen müssen in jedem Fall klar voneinander abgegrenzt sein. So sollte beispielsweise der Träumer wirklich nur Ideen spinnen und nicht schon etwaige Einwände ansprechen.

Die Ergebnisse hält ein Moderator/Protokollführender schriftlich fest. Dafür können Sie für jede Rolle einen eigenen, der Rolle entsprechenden Filofax, auslegen. Die Blätter können Sie hier einzeln ein- und ausheften und so einfach für die einzelnen Stationen ordnen, verwerfen oder neu sortieren.

Sind alle Rollen durchgespielt und der Kritiker am Ende mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden, beginnt der gesamte Prozess von vorne. Jetzt muss die Idee erweitert werden. Dafür nimmt sich der Träumer jeden einzelnen Kritikpunkt vor und sucht nach einer kreativen Lösung. Der Realist prüft danach die Umsetzung und so weiter. Die Übung ist erst abgeschlossen, wenn der Kritiker keine Fragen mehr hat, der Realist von der Umsetzung überzeugt ist und dem Träumer keine Ideen mehr einfallen.

Unser Tipp: Machen Sie für 5-10 Minuten eine neutralisierende Pause, bevor Sie in eine neue Rolle schlüpfen. So bekommen Sie den Kopf frei für eine neue Perspektive.

Die Rollenverteilung

Je nach Persönlichkeitsstruktur fällt es manchen Teilnehmenden schwerer, die verschiedenen Rollen einzunehmen. Sind sie sehr kritisch, fällt ihnen zum Beispiel oft die Rolle des Träumers schwer. Visionäre Menschen haben dagegen häufig Probleme dabei, den Kritiker zu übernehmen. Manchmal hilft es deshalb, wenn Sie nicht nur Perspektive, sondern auch räumliche Situation verändern. Als Träumer könnten Sie beispielsweise hinaus ins Freie gehen und während eines Spaziergangs frische Gedanken fassen. Realisten umgeben sich mit Taschenrechner, Notizheft und gespitztem Bleistift, beispielsweise im Büro. Und in der Rolle des Kritikers ziehen Sie sich entweder in die Stille zurück oder suchen das Gespräch mit anderen, ebenfalls kritischen Mitarbeitenden.

Der Träumer (auch: Visionär oder Ideenlieferant)

Für den Träumer scheint alles möglich! Er sieht keine Risiken und Probleme. Er geht von einer idealen Welt aus und orientiert sich allein an den Potenzialen und Möglichkeiten. In dieser Rolle dürfen und müssen Sie ohne Grenzen, Regeln und Traditionen fantasieren. Der Träumer denkt dabei vor allem in Bildern, chaotisch und visionär. Seine Aufgabe ist es, sich überhaupt erst einmal etwas vorzustellen, herum zu spinnen und groß zu denken. Ist eine Person visionär veranlagt, wird sie in dieser Rolle voll aufgehen. Ist sie dagegen eher grüblerisch, wird sie sich damit schwertun, ihre "Ja, aber…"-Haltung aufzugeben und frei zu denken.

Fragenstellungen für Träumer:

  • Was wäre schön?
  • Welche Ideen kommen mir dazu in den Kopf?
  • Wie sähe die ideale Situation aus?
  • Traumhaft wäre?
  • Vielleicht mal was ganz Verrücktes/Ausgefallenes?
Auf einem weißen Untergrund liegt ein dunkelblaues Notizbuch mit diversen, bunten, tanzenden Frauen darauf, darunter ein ausgerissener, linierter Zettel mit dem schnörkeligen Wort "Träumer". Drumherum sind verschiedene Materialien verteilt: ein rosa, ein klippbares Mäppchen von Filofax, bunte Fasermaler, Washitapes, Aufkleber ein Kugelschreiber. Von links ragt eine kleine Zimmerpflanze ins Bild. Foto: Johanna Rundel
Darf's ein bisschen crazy sein? Gerne! Denn für den Träumer ist alles erlaubt!

Der Realist (auch: Macher oder Pragmatiker)

Der Realist betrachtet die Ideen des Träumers pragmatisch und von der praktischen Seite, jedoch mit viel gutem Willen. Für ihn geht es darum: Was ist zu tun? Wie können wir das umsetzen? Was würde das kosten? Der Realist versucht, Wege zu finden und so viel möglich zu machen, wie es geht. In dieser Rolle sollten Sie weder besonders positiv noch besonders kritisch denken. Der Realist nimmt eine eher neutrale Position ein. Nur wenn die Abwägungen des Realisten dem Kritiker Stand halten, haben die Visionen des Träumers eine Chance ihr tatsächliches Potenzial zu offenbaren.

Fragestellungen für Realisten:

  • Was brauchen wir für die Umsetzung (Material, Personen, Wissen, Techniken, usw.)?
  • Wie können wir die Idee des Träumers realisieren?
  • Was muss dafür getan, gesagt oder angestoßen werden?
  • Welche Grundlagen sind schon vorhanden?
  • Können wir den Ansatz testen?
Auf einem weißen Untergrund liegt ein schwarzer Lederplaner mit goldenen Pünktchen von Filofax. Darauf steht in goldenen Buchstaben "Plans" steht. Darunter liegt ein Zettel mit der Aufschrift "Realist". Drumherum sind verschiedene Materialien verteilt: Kalenderblätter, Stift, Taschenrechner, Washitapes in neutralen Farben und eine Schablone. Foto: Johanna Rundel
Der Realist arbeitet pragmatisch und denkt praktisch, zum Beispiel mit einem Planer von Filofax.

Der Kritiker (auch: Fragensteller oder Qualitätsmanager)

Wer könnte Probleme machen? Was passt nicht zusammen? Wo ist der Haken? Der Kritiker macht seinem Namen alle Ehre und bringt damit gerne den Träumer zur Verzweiflung. Der Kritiker stellt konstruktive(!) Fragen, prüft, analysiert und verbessert das vorläufige Ergebnis. Der Kritiker soll die Stärken und Schwächen der Ergebnisse finden und die Teilnehmenden dann gegebenenfalls zur Nachbesserung und Optimierung auffordern. In dieser Rolle geht es wirklich darum, kritisch zu sein und nicht nett!

Fragestellungen für den Kritiker:

  • Ist die Idee realisierbar?
  • Was kann nicht funktionieren?
  • Ist das einfach nur eine Träumerei?
  • Kann etwas verbessert werden?
  • Welche Chancen und Risiken gibt es?
  • Was wurde übersehen?

Unser Tipp: Bestimmen Sie zwei bis drei Personen für die Rolle des neutralen Beobachters und Moderators, die den gesamten Prozess anleiten und die Gedanken und Ergebnisse in einer Art "Protokoll" festhalten. "Nummer vier" ist außerdem dafür zuständig, auf die Einhaltung der Regeln und Rollen zu achten. Für die notwendigen Mitschriften können wir Ihnen die Cornell-Methode wärmstens empfehlen!

Auf einem weißen Untergrund liegt ein knallrotes Clipbook, dazu ein ausgerissener, linierter Zettel mit dem Wort "Kritiker". Das Buch liegt auf einem aufgeklappten, silbernen Laptop. Auf dem Buch liegt ein flacher Taschenrechner von Filofax. Vor dem Rechner steht eine rote Emaille Tasse mit Tee. Foto: Johanna Rundel
Und dann setzt der Kritiker den Rotstift an…
Auf einem weißen Untergrund liegt ein hellgrauer Leder-Planer von Filofax. Darunter ein Zettel ausgerissener, linierter Zettel mit dem Wort "Moderator". Drumherum sind verschiedene Materialien verteilt, die ein Moderator benötigt: Stift, Klebezettel, Karteikarten und Klebeband. Foto: Johanna Rundel
Neutraler Beobachter und Hüter der Regel und Rollen – das ist der Moderator.

Die Vor- und Nachteile der Disney-Kreativitätstechnik

Pro: Das Konzept der Walt-Disney-Methode ist einfach zu verstehen, leicht anzuwenden und für unterschiedliche Fragestellungen geeignet. Dabei bringt sie ganzheitlich durchdachte Vorschläge hervor, inklusive kritisch beleuchteter Ideen und einem Maßnahmenplan. Die Teilnehmenden arbeiten gleichzeitig und gemeinsam. Sie denken dabei kollaborativ und parallel, was häufig positive Effekte erzeugt. Der systematische Perspektivwechsel zwingt die Teilnehmenden, ausgeprägte und einseitige Denkmuster zu durchbrechen. So können neue Ideen entstehen.

Kontra: Am Ende der Disney-Technik ist der Kreativprozess noch lange nicht abgeschlossen! Es müssen noch Prototypen entwickelt und reale A/B-Tests sowie Praxis-Checks durchgeführt werden, denn gerade in dieser Ausarbeitungsphase ergeben sich häufig weitere/neue Detailprobleme. Dann muss der ganze Prozess von vorne beginnen und die Vorschläge werden wieder aus drei Blickwinkeln beleuchtet. Somit ist der Zeitbedarf für die Walt-Disney-Methode deutlich höher als zum Beispiel beim klassischen Brainstorming. Ein weiteres Problem kann das Team darstellen. Denn zunächst müssen sich die Teilnehmenden auch wirklich ernsthaft auf die drei Rollen einlassen. Außerdem können sich persönliche Befindlichkeiten, Sympathien, Aversionen oder interne Konkurrenzkämpfe negativ auf das Arbeitsverhalten der Gruppe auswirken.

Material für Kreativtechniken bekommen Sie bei uns!

Auch wenn es nicht viel braucht, um die Walt-Disney-Methode umzusetzen, empfehlen wir von Zauner Ihnen, alle benötigten Materialien vorzubereiten. Legen Sie Stifte, Zettel, Haftnotizen, Notizhefte oder passende Filofax-Planer oder -ringbücher bereit. So kann es nach der Einführung sofort losgehen! Schauen Sie dafür gerne bei uns im Geschäft in Bad Tölz vorbei. Wir beraten Sie gerne und freuen uns auf Ihren Besuch!